Die Drohung kommt näher
Noch vor einem Jahr galt Konstacha, wie Einheimische und Soldaten die Stadt liebevoll nennen, als eine Stadt eher im Hinterland. Krankenhäuser und öffentlicher Verkehr waren in Betrieb. Menschen wurden hierhin evakuiert, insbesondere aus der Richtung Bachmut.
Im Sommer 2024 eröffneten die russischen Besatzungstruppen eine neue Angriffsrichtung — auf die Stadt Torezk, die nur 20 Kilometer östlich von Kostjantynivka liegt. Zugleich versuchten die Russen weiterhin, die Stadt Tschasiv Jar 20 Kilometer nördlich einzunehmen und von dort aus weiter vorzurücken. Mit dem Vorrücken der Besatzer verschlechterte sich auch in Kostjantynivka die Lage. Die Stadt wurde deutlich mehr beschossen, und dementsprechend gab es mehr Opfer unter der Zivilbevölkerung, sowohl Verletzte als auch Getötete.
In den ersten Märztagen 2025 schlugen russische Raketen in unmittelbarer Nähe, nur wenige Meter entfernt von einer der letzten funktionierenden medizinischen Einrichtungen der Stadt ein. Mitglieder des Evakuierungsteams von Vostok-SOS wurden Zeugen dieser Attacke. Bei Bildungseinrichtungen ist die Situation ähnlich — Schulen, Kindergärten und Fachschulen sind immer wieder von russischen Angriffen betroffen.
Anfang März wurde bekannt, dass noch 13.000 Personen in Kostjantynivka verblieben sind. Obwohl es zahlreiche Informationen über die aktuelle Gefahrenlage gibt, wollen sich die Einwohner Kostjantynivkas nicht evakuieren lassen und beeilen sich nicht, die Stadt zu verlassen. Einige von ihnen lehnen eine Evakuierung selbst dann noch ab, wenn betreuende Sozialarbeiter oder Angehörige bereits einen entsprechenden Antrag ausgefüllt haben. „Solange es Wasser und Strom gibt, bleiben wir hier“, sagt eine Einheimische.