Analyse von Satellitenaufnahmen von Torezk
Lange Zeit gab es keine offen zugänglichen aktuellen Satellitenaufnahmen von der Stadt Torezk, die die russischen Besatzer in Ruinen verwandelt haben. Bis vor kurzem waren nur Fotos aus dem Jahre 2020 verfügbar. Im Dezember 2025 wurden Aufnahmen vom September 2024 veröffentlicht, die die furchtbaren Zerstörungen der Stadt belegen.
Die Agglomeration Torezk war fast der einzige Raum im Gebiet Donezk, in dem der Feind lange nicht vorankam. Die Frontlinie verlief im Frühjahr 2024 fast noch genauso wie schon 2014 entlang der besetzten Gebiete von Donezk und Luhansk.
Ende Mai und Anfang Juni 2024 änderte sich das alles. Der Feind startete eine massive Offensive gegen Torezk. Das Ziel war, die gesamte Torezker Agglomeration schnell einzunehmen und noch im Herbst 2024 bis zum Stadtrand von Kostjantynivka zu gelangen. Wie der Nachrichtendienst einer Brigade der ukrainischen Truppen berichtet, hatte das offizielle Kommando der Besatzer diese Pläne gebilligt.
Trotz des Plans und der großen Einsatzgruppe, die für den Sturm auf Torezk herangezogen wurde, kam es nicht zu einem schnellen Durchbruch und einer Einnahme. Selbst jetzt, im Winter 2025, ist ein Teil der Agglomeration immer noch eine „graue Zone“ und nicht unter der stabilen Kontrolle der Besatzer. Die Kämpfe um das Stadtzentrum dauerten bis zum Frühjahr 2025 an. Nach dem Zeitplan der Okkupanten hätten sie bereits im Sommer 2024 beendet sein sollen.
2025 war Torezk bekanntlich nahezu hundertprozentig zerstört. Allerdings beweisen Satellitenaufnahmen vom September 2024, dass die russische Armee bereits Zivilobjekte vernichtete, als die Kampfhandlungen in der Stadt selbst noch gar nicht begonnen hatten. Im September 2024 versuchten die Besatzer nach Angaben des renommierten OSINT-Projekts Deep State, nur in Kleingruppen in den Ostteil von Torezk einzudringen. Dennoch belegen die Aufnahmen aus dieser Zeit, dass durch feindlichen Beschuss buchstäblich alle medizinischen Einrichtungen und Bildungsinstitutionen in der Stadt und den Außenbezirken zerstört oder wesentlich beschädigt waren.
„Ich habe jede Adresse einer Schule, eines Kindergartens oder einer medizinischen Einrichtung in Torezk nach einem offen zugänglichen Register verifiziert und ihren Zustand anhand der Satellitenaufnahmen von September 2024 überprüft. Das zentrale Stadtkrankenhaus von Torezk sowie vier Ambulanzen waren komplett vernichtet. Das war bereits im Juni 2024 bekannt, als ich mich persönlich in Torezk aufhielt und die Zerstörungen ziviler Objekte dokumentierte“, berichtet der Journalist Serhij Okunjev.
Satellitenaufnahmen bestätigen — vom Zentralgebäude des Krankenhauses sind im September lediglich Teile der Mauern und des Fundaments übrig.
In offenen Quellen fanden sich Informationen über neun schulische Einrichtungen in Torezk und Umgebung. Im September 2024 waren bereits alle vollständig oder weitgehend zerstört. Die Schulen Nr. 1, 2, 5, 13 und das Internat waren bis auf die Grundmauern vernichtet.
Genauso sieht es mit vorschulischen Einrichtungen, mit Kindergärten aus. Mehrere Kindergärten in Torezk sind im selben Gebäude wie Schulen untergebracht, somit ist bei einer kompletten Zerstörung der Schule auch der dortige Kindergarten betroffen. Die Kindergärten Nr. 8 (Goldener Schlüssel), Nr. 14 (Wunderblüte) und Nr. 1 (Rotkäppchen) sind vollständig zerstört.
Zu ermitteln, wie viele Zivilobjekte insgesamt betroffen sind, ist praktisch unmöglich. Das gesamte Stadtzentrum war schon im September zerstört oder schwer beschädigt. Dutzende mehrstöckiger Häuser waren eingestürzt, von einem Teil waren nur noch die Fundamente und Ziegelhaufen übrig. Der Bezirk mit mehrstöckigen Häusern im Osten von Torezk ist zu 90% vernichtet. Das Zentrum ist weitgehend zerstört, und das gleiche gilt für den Südteil, wo sich vor allem Privathäuser befinden.
Diese Angaben gelten wohlgemerkt für September 2024. Im Winter 2025 ist die ganze Stadt Torezk zu annähernd 98% zerstört.
Was beweist das?
Die russische Propaganda verbreitet häufig die Lüge, dass die russischen Truppen Ortschaften einnehmen, ohne wesentliche Zerstörungen anzurichten. Vielmehr sei es ukrainische Armee, die Städte und Dörfer vernichte, nachdem sie die Kontrolle über sie verloren habe.
Diese Position hält für 2025 keinerlei Kritik stand, zumal Satellitenangaben vom September 2024 ein weiteres Mal bestätigen, dass gerade die russischen Okkupanten Zivilobjekte, Krankenhäuser, Schulen und gewöhnliche Wohnhäuser zerstören, und zwar noch vor Beginn der Kampfhandlungen in der Stadt.
Diese Taktik der „Eroberung von Ruinen“ wurde in Bachmut, Avdijivka, Pokrovsk, Vuhledar und anderen Ortschaften in der Ukraine praktiziert. Der Feind verwandelt eine Stadt in Asche, ohne die geringste Rücksicht auf die Zivilbevölkerung, und besetzt dann die komplett zerstörte Stadt.
